Konzeption "Blattwerk"
"Kein unbeschriebenes Blatt"

Ateliergemeinschaft Merten/ Dietrich 
Herkensiefen 51399 Burscheid

Die Stadt Burscheid feiert 2006 ihr 150-jähriges Bestehen. Das heutige Burscheid ist aus dem Zusammenschluß von ca. 85 Ortsteilen oder Siedlungspunkten entstanden. Zu diesem Thema möchte die Ateliergemeinschaft Gregor Merten/ Carmen Dietrich den BürgerInnen und vor allem ihren Kindern nachfolgend vorgestellte Bodeninstallation vorschlagen, die diesen Aspekt ins Sinnfällige heben soll. 

Vor dem Hintergrund, dass wir als Ateliergemeinschaft seit Beginn des Schuljahres 2005/2006 im Rahmen einer Kooperation mit der Offenen Ganztagsschule (im Folgenden kurz OGS genannt) verschiedene Kurse zur Förderung der Kreativität für Grundschüler anbieten und wir hierbei festgestellt haben, auf wie viel Interesse bei den Kindern besonders das plastische Arbeiten mit Metall, vorzugsweise Eisen, stößt, haben wir die Idee einer intarsienartigen Bodeninstallation entwickelt, die wir "Blattwerk" nennen. 

Aus einer handelsüblichen Stahlplatte, Größe 2 m x 6 m x 20 mm, sollen, der Anzahl der Siedlungspunkte in Burscheid entsprechend, Blattformen ausgebrannt werden. Diese können mit unserer Hilfe von den Kindern der OGS ausgeschnitten werden. Die Blätter sollen dann in den einzelnen Ortsteilen in den Boden eingelassen werden. Blätter haben wir deshalb gewählt, weil sie einerseits versinnbildlichen, dass es in Burscheid noch sehr viel Natur gibt. Die meisten Ortsteile sind rundherum in Grün eingebettet, sind umgeben von Wiesen, Wäldern und Feldern. Und andererseits verweist das einzelne Blatt an jeder Stelle auf die Stadt als Ganzes. Genauer: Über die Verteilung der Blätter auf die Ortsteile soll sich den Kindern eine sinnliche Wahrnehmung auf die von ihnen bewohnte Stadt und deren örtliche Ausprägung bzw. geografische Gesamtsituation erschließen, besonders durch ihre eigene Mitwirkung dabei. Die Größe des einzelnen Blattes wird sich im Bereich von etwa 20 x 20 cm bewegen.

Parallel zu der Entstehung dieser Bodeninstallation sollen unter dem Titel "Kein unbeschriebenes Blatt" idealerweise von den Schülern der 3 Burscheider Grundschulen im fachübergreifenden Unterricht die Hintergründe der jeweiligen Ortsteile heimatkundlich erforscht und hinterfragt werden:

  • Wo entstanden die ersten Siedlungspunkte?
  • Seit wann wurde hier gesiedelt?
  • Wo und wann ist welche Architektur entstanden?
  • Welchen Berufen gingen die Bewohner nach?
  • Welches Gewerbe wird betrieben?
  • Seit wann und warum?
  • Was machten die Leute früher dort?
  • Welche Auswirkungen hat ihre Arbeit auf die Stadt gehabt?
  • Warum hat man die Siedlungspunkte zu einer Stadt zusammengefasst?

Diese Fragen stehen nur beispielhaft für die große Zahl von Fragestellungen, die unserer Meinung nach fantasievoll von Kindern und Lehrern entwickelt und erarbeitet werden können. Wir halten den Informationszugewinn durch diesen Projektteil für die Kinder für erheblich und es sollte im Anschluss darauf hingewirkt werden, in entsprechender Weise die Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. 

Die Metallinstallation - "Blattwerk" - betreffend sehen wir es gerade vor dem Hintergrund der bei Kindern und Jugendlichen so beliebten wilden Sprüherei und Kritzelei auf Haus- und sonstige Flächen (was ja trotz allem immer auch Ausdruck für das Bedürfnis nach kreativer Einbringung in die sie umgebenden Strukturen ist) als wichtig an, den Kindern sinnfällig zu machen, daß man sich, wie in diesem Projekt, real inhaltlich, bleibend, kreativ und legal in sein Umfeld einbringen kann. 

Das dieser Arbeit nachfolgende Wiedererkennen, Wiederfinden und Nachspüren der von den Kindern hinterlassenen Spuren in ihrer Heimatstadt, die als "Lindenstadt" ja auch Blätter in ihrem Stadtwappen trägt, stärkt aus unserer Sicht das soziale Zugehörigkeitsgefühl. Auch bei den übrigen BürgerInnen der Stadt, ebenso bei Außenstehenden, z.B. "Touristen", soll über die optische und inhaltliche Wahrnehmung des Projekts ein deutlicheres Gespür für die Gesamtheit des Stadtorganismus geweckt werden. Darüber hinaus kann die von den Bildungsinstitutionen so oft angemahnte stärkere Verbindung zwischen Öffentlichkeit und Schule gefördert werden. Auch käme es dadurch zu einer ausgeprägteren Verzahnung von OGS und übriger Schule und die Schüler würden verstärkt auf die Aktivitäten im Rahmen der OGS hingewiesen. Außerdem würde ein Austausch zwischen den Lehrern und der OGS gefördert. 

Die zurückbleibende Stahlplatte, die die gesamte Anzahl der Blätter in Negativform aufweist, sollte an einem zentralen und gut sichtbaren Ort der Innenstadt liegend platziert werden. Gedacht haben wir an den alten Friedhof, der an einer Stelle einen schrägen, rasenbedeckten Hang aufweist, an dessen Fuß die Umgehungsstraße verläuft. Die Platte verdeutlicht in zusammengefasster Weise die Gliederung der Stadt Burscheid sinnfällig, da durch die fehlenden Blätter bzw. die zurückgebliebenen Löcher in der Platte das Grün des Rasens wächst und dadurch neue, abstrakte, auch durch Überwucherung der Flächen entstehende Formen sichtbar werden. Dadurch wird Veränderung durch Zusammenwachsen zusätzlich verdeutlicht. Die Kinder können hier durch Betrachten, aber auch durch spielerisches Freilegen ihre eigene Mitwirkung an der Entstehung des "Blattwerks" zurückverfolgen.

Wir wollen natürlich die gesamte Bevölkerung unserer Stadt für dieses Projekt begeistern und sie dafür gewinnen, die einzelnen Blätter käuflich zu erwerben. Gedacht ist an einen Betrag von 100,-- € pro Blatt zunächst zur Deckung der reinen Materialkosten von Stahl, Brenngas und anderen Mitteln, die sich auf ca. 4.000,-- € belaufen dürften. 

An dieser Stelle ist ein weiteres Projekt zu erwähnen, das wir für die offene Ganztagsschule entwickelt haben und das an der Montanusschule realisiert werden soll: die Öko-Experimentalwerkstatt. Es soll ein Gebäude errichtet werden aus Lehm und Holz, in dem u.a. Lehmbaukurse stattfinden sollen, eine Metallwerkstatt untergebracht wird und das allen Grundschulen auch als "offenes Klassenzimmer" dienen kann. In diesen Bau sollen die sich im Idealfall rein rechnerisch ergebenden Mehreinnahmen aus dem Verkauf des "Blattwerks" einfließen, eine weitere Identifikationsmöglichkeit für die BürgerInnen mit dem Schulgeschehen. 

Das Projekt setzt das Einverständnis des Stadtrates und eine bedingte Mitwirkung der Stadtverwaltung voraus. Wenn wir auch nicht glauben, in einem Streich alle BürgerInnen der Stadt gleichermaßen zu begeistern, sondern daß es durch die Erfordernisse - hier die Einbringung in die jeweiligen Untergründe - zu Ablehnung kommen kann, so wird sich diese mit dem Wachsen des Projekts sicherlich ins Positive wenden lassen. Wir gehen sogar davon aus, daß die BürgerInnen sich auf Dauer gerne an der Entstehung des "Blattwerks" beteiligen werden, dessen einzelner Blattpunkt als verkraftbarer Eingriff in den öffentlichen Raum erscheint und das in seiner Gesamtheit als soziale Plastik wirkt. Der städtisch-soziale Organismus wird hier durch das Lebewesen Baum bzw. dessen Blattwerk symbolisiert.

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